„Die 100 besten christlichen Bücher“

Die anglikanische Church Times geht mit einem eigenen Kanon der „100 besten christlichen Bücher“ an die Öffentlichkeit. Solche auf Öffentlichkeit abzielende Kanonbildung geht immer mit vielen Fragezeichen einher. Diese Fragezeichen habe ich an anderer Stelle schon thematisiert. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der zu verkündigende Kanon auch noch mit einem Ranking einhergeht, wie…

Die anglikanische Church Times geht mit einem eigenen Kanon der „100 besten christlichen Bücher“ an die Öffentlichkeit. Solche auf Öffentlichkeit abzielende Kanonbildung geht immer mit vielen Fragezeichen einher. Diese Fragezeichen habe ich an anderer Stelle schon thematisiert. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der zu verkündigende Kanon auch noch mit einem Ranking einhergeht, wie bei der Rangliste der Church Times.

Um möglichst viel mediale Resonanz zu erzeugen, staffelte die Church Times die Veröffentlichung ihres Rankings in drei zeitliche Etappen, wobei die Verkündigung der besten Zehn heute morgen stattfand. Die Aktion wurde mit einem eigenen Hashtag (#CT100) versehen und eifrig über die sozialen Netzwerke beworben.

Was fällt an der Liste spontan auf?

  • Das erste Werk im Ranking sind Augustinus‘ „Bekenntnisse“. Die Bibel wurde von den Juroren – wie auch liturgische Gebrauchsbücher – als „kein Buch an sich“ von vorne herein ausgeschlossen.
  • Die Liste besteht ausschließlich aus theologischen Bücher, die in englischer Übersetzung vorliegen. Aus der Sicht der Juroren und der Leserschaft der Zeitung ist dies pragmatisch, sachlich nachvollziehbar ist es aber nicht.
  • Die Liste ist auch kulturell sehr „englisch“. George Herbert landet beispielsweise mit seinen Gedichten auf Rang 10; wenige Deutsche wird der Autor etwas sagen. Auch dieser Umstand lässt sich verständlich machen, wenn man das Herkommen der Church Times kennt. Dennoch stellt man sich unter einem Ranking mit dem Titel „100 beste christliche Bücher“ einen eher universalen Anspruch vor.
  • Unter den Titel finden sich auffallend viele Gedichtbände. Poesie gehört für die Juroren offensichtlich zu einer eigenen Gattung der dezidiert christlichen Literatur.
  • Mir persönlich fällt auf: Ich kenne viele der genannten Bücher. Nicht, dass ich sie alle gelesen hätte, doch sind sie mir auf die eine oder andere Weise, zumindest dem Titel nach, vertraut. Dies macht mich skeptisch. Mein Zugriff auf theologische Literatur ist sehr selektiv und eigen. Weshalb sollten meine Vorlieben mit den Lesevorlieben Anderer übereinstimmen?

Trotz allem: Der Kanon der Church Times ist anregend, unterhaltend und hat eine Diskussion angestoßen. Das ist eigentlich schon genug.

Das vollständige Ranking findet sich unter: https://ct100books.hymnsam.co.uk/

 

Antwort auf „„Die 100 besten christlichen Bücher“”.

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