Anbei folgen einige ausgewählte Glaubensformeln christlicher Provenienz. Es besteht kein Anspruch auf Ausgewogenheit. Die Glaubensformeln dienen der persönlichen Orientierung und Anregung. Die Liste wird laufend ergänzt.
„Glaube ist die objektive Ungewißheit mit dem Abgestoßenwerden durch das Absurde, in der Leidenschaft der Innerlichkeit festgehalten, die gerade das auf das Höchste potenzierte Verhältnis der Innerlichkeit ist.“
(Sören Kierkegaard: Philosophische Brosamen und Unwissenschaftliche Nachschrift, hrsg. von Hermann Diem & Walter Rest, München: DTV, 1976, 824).
„I’m going to suggest that one of the tests of actual faith, as opposed to bad religion, is whether it stops you ignoring things. Faith is most fully itself and most fully life-giving when it opens your eyes and uncovers for you a world larger than you thought – and of course, therefore, a world that’s a bit more alarming than you every thought.“
(Rowan Williams: What is Christianity? A little book of guidance, London: SPCK, 2015, 21).
„Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht.“
(Hebräer 11, 1).
„Und doch ist der Glauben keine Tat des Menschen, sondern Empfang der göttlichen Heilstat an ihm. Der Glaube ist nicht unsere Entscheidung für Gott, sondern die Entdeckung, daß Gott sich für uns entschieden hat.“
(Edmund Schlink: Ökumenische Dogmatik. Grundzüge, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2. Auflage 1985, 441).
„Glauben hingegen heißt: etwas als wahr und wirklich akzeptieren – nicht auf Grund eigener Einsicht in den Sachverhalt, sondern indem man sich auf seine Bezeugung durch jemand anders verläßt.“
(Josef Pieper: Über die Schwierigkeit heute zu glauben. Aufsätze und Reden, München: Kösel, 1974, 11).
„Glaube ist die Umkehrung, die radikale Neuorientierung des nackt vor Gott stehenden, des zum Erwerb der einen kostbaren Perle arm gewordenen, des um Jesu willen auch seine Seele verlierenden Menschen. Glaube ist selbst Treue Gottes, immer noch und immer wieder verborgen hinter und über allen menschlichen Bejahungen, Gesinntheiten, Errungenschaften Gott gegenüber. Glaube ist darum nie fertig, nie gegeben, nie gesichert, er ist, von der Psychologie aus gesehen, immer und immer aufs neue der Sprung ins Ungewisse, ins Dunkle, in die leere Luft.“
(Karl Barth: Der Römerbrief, Zürich: Evangelischer Verlag, 9. Abdruck der neuen Bearbeitung, 1954, 72f.).
„Der Glaube sollte, so denke ich, vom Phänomen der Vertrauensbildung und nicht des Wissenserwerbs, von Gewissheitserfahrungen in Leid und Freud, als Einsicht auch in die Bedingungen individueller Autonomie und nicht nur als Einschränkung dieser Autonomie begriffen werden.“
(Hans Joas: Glaube als Option, Freiburg: Herder, 2012, 33).
„Lex credendi, lex orandi. Our prayer and belief should fit like hand and glove; they are the inside and outside of one single correspondence with God. Since the life of prayer consists in an ever-deepening communion with a Reality beyond ourselves, which is truly there, and touches, calls, attracts us, what we believe about that Reality will rule our relation to it.“
(Evelyn Underhill: The School of Charity & The Mystery of Sacrifice, London: Longmans 1959, 6).
„Glauben an Gott – was ist das? Es ist: Daß für jede, der verstehen und glauben kann, über allem, wirklich allem, ein Freudenschimmer sich auftun kann.“
(Traugott Koch: Mit Gott leben, 2. Auflage, Tübingen: Mohr, 1993, 402).
„Glauben ist eine Einstellung zur Wirklichkeit, zum Nächsten, zu uns selbst und darin zu Gott, eine Haltung, die der Mensch durch alle tiefsten Anfragen und Anfechtungen hindurch dem Leben gegenüber einnimmt: das wird in der Formel ‚fides qua‘ ausgedrückt. (…) Dieses Glauben ist dabei nicht unbestimmt, sondern qualifiziert von Gott selbst, und das ist die ‚fides quae‘, die in den Offenbarungshorizont Gottes eingebettet ist.“
(Margit Eckholt, in: Christine Büchner & Gerrit Spallek: Auf den Punkt gebracht. Grundbegriffe der Theologie, Ostfildern: Grünewald, 2017, 97.
„Even our acquaintance with the material world depends on that conviction of the truth of our senses, which is a species of faith. But its main function is in the regions of the moral and of the unseen. For it is the recognition of that external law, which has its dwelling in the bosom of God. It is not merely the tracing out those conclusions, which are derivable from the intellectual constitution of every individual, but the actual communing which that external truth, which was pleased to have its reflection originally in man’s mind.“
(Robert Isaac Wilberforce: The Doctrine of the Incarnation of our Lord Jesus Christ, London: John Murray, 1850, 492f.).
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